Freitag, 15. Juni 2012

„Frauenanteil von null Prozent ist ein Armutszeugnis“


 
Frauen sollen zukünftig sowohl in den Aufsichtsräten der städtischen Gesellschaften als auch bei den Straßennamen in Lampertheim besser repräsentiert sein. Dieses Ziel verfolgt ein Antrag, den SPD und Grüne in die kommende Sitzung Stadtverordnetenversammlung einbringen.
So enthält der erste Teil des Antrags einen Grundsatzbeschluss, der weiblichen Namen bei künftigen Straßenbenennungen den Vorzug gibt. In der Begründung heißt es hierzu, die weibliche Hälfte der Bevölkerung sei bisher bei der Straßenbenennung in Lampertheim sehr vernachlässigt worden: „Hierdurch ist ein massives Ungleichgewicht entstanden. Der Grundsatzbeschluss soll dazu beitragen, dieses Ungleichgewicht in den nächsten Jahrzehnten kontinuierlich zu verringern.“
Der zweite Teil des Antrags sieht eine 30-prozentige Frauenquote in den Aufsichtsräten der städtischen Gesellschaften Lampertheims vor. Dies betrifft aktuell vor allem die in den nächsten Monaten neu zu besetzenden Aufsichtsräte der Beteiligungsgesellschaft (BGL) und der Verkehrs- und Tourismusgesellschaft (VTL). Dem Antrag zufolge soll jede Fraktion, die mehr als ein Aufsichtsratsmitglied benennen darf, die 30-Prozent-Quote einhalten.
Derzeit liegt der Frauenanteil bei allen Beiräten und Aufsichtsräten der städtischen Gesellschaften bei null Prozent. So haben die Fraktionen des Stadtparlaments (SPD, CDU, Grüne und FDP) nach der Kommunalwahl im letzten Jahr insgesamt 28 Beirats- und Aufsichtsratsmitglieder neu benannt, 28 Mal kamen hierbei Männer zum Zuge. Frauen sind hier folglich nicht nur im Vergleich zu ihrem Anteil an der Bevölkerung, sondern sogar auch im Vergleich zu ihrem aktuellen Anteil in der Stadtverordnetenversammlung (22 Prozent) massiv unterrepräsentiert.
Der rot-grüne Antrag bezieht sich hierbei auch auf die so genannte Berliner Erklärung vom Dezember 2011. Hierin hat sich ein Bündnis aus Vertreterinnen verschiedenster gesellschaftlicher Organisationen sowie aller im Bundestag vertretenen Parteien (von Ursula von der Leyen über Hannelore Kraft bis Renate Künast) für eine 30-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten ausgesprochen.
„Wir sollten hier bei den städtischen Gesellschaften mit gutem Beispiel vorangehen. Bisher ist leider das Gegenteil der Fall, der aktuelle Frauenanteil von null Prozent ist ein parteiübergreifendes Armutszeugnis“, begründet SPD-Fraktionsmitglied Philipp Schönberger die Intention des rot-grünen Antrags. Der Antrag solle allen Beteiligten einen Anstoß geben, die Geschlechter zukünftig in einem angemesseneren Verhältnis zu berücksichtigen.
„Dies ist eine Frage sowohl der Gerechtigkeit als auch der wirtschaftlichen Vernunft“, erläutert Schönberger. In gemischten Führungsgremien könnten Frauen und Männer zu besseren Entscheidungen kommen, gemischte Teams steigerten somit den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. „Zugleich stellt eine 30-Prozent-Quote angesichts des aktuellen Frauenanteils in der Stadtverordnetenversammlung von 22 Prozent eine realistische Größenordnung dar“, so Schönberger abschließend.


INFO:
  • Auf der Facebook-Seite der SPD Lampertheim kann der Antrag diskutiert werden: http://de-de.facebook.com/spd.la
  • Link zur Berliner Erklärung mit der Möglichkeit zu unterzeichnen: http://www.berlinererklaerung.de